Mittwoch, 25. Dezember 2024

Hallo Schwabenland

Liebes Tagebuch,
gestern ist mir mal wieder so was extrem Peinliches passiert. Ich war das erste Mal mit meinem Auto in der Waschstraße, aufregend genug. Hab ich vorher noch nie gemacht, weil ich finde, dass die Dinger schon von außen total gruselig aussehen und bei der Vorstellung da durchfahren zu müssen oder im schlimmsten Fall stecken zu bleiben, wird mir echt schlecht.
Naja, auf jeden Fall bin ich dann dort hin gefahren, mir noch schnell die neue Casumo APP installiert (man weiß ja nie, wie lange dass in der Waschstraße dauert) und seh‘ schon diese komische Frau davor stehen, die das Geld einsammelt. Mit Fluppe im Mund und einem Blick, der wirklich zum Töten prädestiniert wäre. Als ich dann an der Reihe war (das Kleingeld kaum aus der Hand bekommen, weil der Handschweiß es angesaugt hat), hat sie mir in einem sehr freundlichen Ton (Ironie Ende) gesagt, dass ich jetzt vorfahren soll, bis die Ampel mir das Signal gibt, dass ich stehen bleiben soll. So weit so gut. Ich steh also da und merke, wie sich unter meinem Auto was anfängt zu bewegen. Hat sich meiner Meinung nach schon hier nicht gesund angehört, aber okay. Auf einmal seh‘ ich im Rückspiegel, wie die Furie von hinten schon ganz wild mit den Armen fuchtelt und auf mich zu gerannt kommt. (Ich wusste, dass ich nicht einmal was auf Anhieb einfach mal machen kann, ohne dass irgendwas dazwischen kommt.) Dann hat sie mir erstmal was versucht, durch ihre Zigarette zuzurufen, habe ich natürlich super deutlich verstanden. Als sie das dann auch endlich mal kapiert hat, hat sie den Glimmstängel endlich mal aus ihrer Klappe genommen und mir zugerufen: „Gang naus!!!“, in ihrem wunderbar schönen, schwäbischen Dialekt, den ich als gebürtige Berlinerin, die frisch nach Bayern gezogen ist, natürlich nicht verstanden hab‘. Und dann schreit die nochmal, diesmal noch etwas hysterischer und mit noch mehr Mimik und Gestik: „Gang naus!!!“, bis ich geschnallt habe (oder zumindest dachte ich in dem Moment noch, es verstanden zu haben), dass die will, dass ich aussteige! Und ich dachte mir nur ‚wie zum Teufel soll ich hier bitte aussteigen, ist die verrückt? In einer WASCHstraße? Und wozu überhaupt? Also ich genauso überfordert und nervös zu ihr: „Wie soll ich denn hier aussteigen, da werde ich ja ganz nass???“ Und kurz nachdem ich es ausgesprochen habe, war mir klar, was sie meint. Mit einem Augenrollen, das ziemlich schmerzhaft gewesen sein muss, hat sie es dann für mich nochmal auf hochdeutsch gesagt, dazu noch mit Händen und Füßen, als sei ich komplett minderbemittelt. ,,Sie müssen den Gang raus machen!“ Und das war also mein Fehler, ich habe vergessen in den Leerlauf zu schalten (was ungefähr jedes Kleinkind weiß, das schon mal in der Waschstraße mit dabei war). Alle hinter mir waren entweder am Grölen, sind sogar ausgestiegen, um sich das Spektakel anzuschauen, oder sind vollkommen durchgedreht und waren dementsprechend nicht gut auf mich zu sprechen. Danach bin ich mit quietschenden Reifen und einem hochroten Kopf weggefahren und eins ist klar: Zukünftig werde ich mein Auto vor der Tür waschen oder es bleibt eben dreckig.