Das Internet ist voll von Menschen, die sich als semiprofessionelle 1337-Hax0rz ausgeben. Bisher dachten wir von StopHipHop.de, echte Hacker seien ein Mythos, genauso wie die Massenvernichtungswaffen in Irak. Doch am Abend des 4. Aprils passierte etwas Außergewöhnliches…
In unserem IRC-Channel #stopHipHop ging es rund. Nicht, weil etwa besonders attraktive Metal-Mädels uns wieder mal mit ihren Kurven beglückten. Nein. Ein mächtig böser Hip-Hopper, scheinbar angewidert durch unsere objektive und ernstgemeinte Internetseite, stieg in unseren Chat-Kanal ein, um verheerende Folgen seiner Crackerkunst zu demonstrieren. (Für alle Neulinge: StopHipHop.de richtet sich gegen Hip-Hopper – in einer ironischen Art und Weise.)
Nachdem dieses Hip-Hop-Prachtexemplar eine gewisse Zeitlang mit allen Anwesenden einen verbalen Analverkehr durchführte (ohne dabei ihre Mütter, Väter, Haustiere und andere Familienangehörige zu verschonen; O-Ton: „solche penner opfer satanisten wie euch punks fickt man bei uns jeden tag in der arsch“), passierte etwas, was wir zuerst nicht Mal ernst nahmen. Er wollte einen Rechner hacken. Meinen Rechner.
Einige Anmerkungen am Rande:
1.) Der Name des gefährlichen Hax0rz ist bitchchecker. Meine Wenigkeit ist den Besuchern von StopHipHop.de als Elch bekannt.
2.) Die IP-Adresse 127.0.0.1 (auch „localhost“ genannt) kennt jeder. Diese Zahlenkombination ist schlichtweg die IP-Adresse eines jeden Rechners. Greift man auf diese zu, landet man auf seiner eigenen Hardware.
3.) Ein Ping timeout ist eine Unterbrechung der Verbindung – zum Beispiel durch einen Absturz des Rechners. Doch nun zurück zur Geschichte:
* bitchchecker (~java@euirc-a97f9137.dip.t-dialin.net) Quit (Ping timeout#)
* bitchchecker (~java@euirc-61a2169c.dip.t-dialin.net) has joined #stopHipHop
* bitchchecker (~java@euirc-61a2169c.dip.t-dialin.net) Quit (Ping timeout#)
Was passierte, ist klar: Der Kerl gab seine eigene IP-Adresse in sein mächtiges Hack-Programm ein und ließ damit seinen eigenen Rechner abstürzen. Somit war der Angriff auf meinen PC wohl erstmal gescheitert. Ich fing bereits an zu glauben, dass ich nun Ruhe vor weiteren Attacken habe, doch ein guter Hacker gibt bekanntlich niemals auf. Zwei Minuten später kam er wieder.
* bitchchecker (~java@euirc-b5cd558e.dip.t-dialin.net) has joined #stopHipHop
* bitchchecker (~java@euirc-b5cd558e.dip.t-dialin.net) Quit (Ping timeout#)
Die Stimmung war angespannt… Würde er es schaffen, nach diesen zwei misslungenen Versuchen doch noch meinen PC zum Absturz zu bringen? Ich wartete ab. Es geschah nichts. Ich war erleichtert… Sechs Minuten verstrichen, bevor er die nächste Angriffsweile vorbereitete. Als Hacker, der normalerweise ganze Rechenzentren knackt, wußte er nun auch, woran er zuvor scheiterte.
* bitchchecker (~java@euirc-9ff3c180.dip.t-dialin.net) has joined #stopHipHop
Er bezeichnet mich als Mädchen und meint, höchstens seine Oma würde eine Firewall einsetzen. Ich weiß zwar, dass ältere Menschen deutlich klüger als die jüngeren sind, aber das lasse ich nicht auf mir beruhen. Um zu sehen, ob er wirklich ein guter Hacker ist, lüge ich und lasse alles beim Alten. Ich habe ja auch keine Firewall. Die hat nur mein Router.
Panisch starte ich den Windows-Explorer, mein Herz rast. Habe ich ihn etwa unterschätzt?
Ja wirklich, die Laufwerke G: und F: sind weg. Hatte ich überhaupt welche? Egal, zum Nachdenken bleibt keine Zeit, kaltes Schaudern läuft mir den Rücken hinunter. Dafür versüßt bitchchecker meine Qualen mit einen guten Musiktipp.
Das Laufwerk E:? Oh, meine Güte… Da sind die ganzen Spiele drauf! Die Urlaubsfotos auch! Ich sehe sofort nach. Aber es ist immer noch da. Dabei hat doch der Hacker gesagt, es sei gelöscht…?
Oder ist er gar nicht auf meinem Rechner?
Der Typ hat’s echt drauf: Mein CD-Laufwerk soll etwas gelöscht haben. Bitchchecker macht also meinen betagten Diskschlucker zu einem Brenner! Aber wie schafft der das? Ich muss ihn gleich mal fragen. Einige sprechen ihm schon Mut zu. Er selbst gibt Sicherheitsratschläge, wie das Desaster auf meinen Festplatten hätte vermieden werden können.
Soll ich vielleicht endlich aufklären, dass er gar nicht meinen Rechner attackiert?
* bitchchecker (~java@euirc-9ff3c180.dip.t-dialin.net) Quit (Ping timeout#)
Zu spät… Es ist 20:22 Uhr, als wir eine letzte Botschaft von unserem Hacker unter dem Pseudonym „bitchchecker“ erhalten. Es wird gemeldet, er habe ein „Ping timeout“. Seitdem haben wir ihn nicht wieder gesehen… Liegt wohl an der Sommerzeit.
Abschließend bleibt nur zu sagen: Was du nicht willst, dass man dir tut, das füg auch keinem and’ren zu. Denn es könnte auch dein eigener Rechner sein, den du gerade hackst. Und auch deine Dateien, die du gerade löschst.
Anmerkung: Es ist uns durchaus bewußt, dass „bitchchecker“ uns möglicherweise nur etwas vorgespielt hat. Schließlich behauptete er auch, Leistungskurs in Deutsch belegt zu haben.
Nichtsdestotrotz wünschen wir ihm viel Spaß beim Wiederherstellen seiner Daten.
Entstanden im eu-IRC-Channel #stophiphop am 4.4.2005 (19.30-20.30 Uhr)
Weblog gekürzt (alles, was nichts mit dem Thema zu tun hatte, wurde entfernt.)